Er ist auf jedem Krippenszenario zu finden. Aber meist steht er im Hintergrund. Wie hier.
Schon zu alt, um als Verlobter durchzugehen, und überhaupt hat er nicht viel vorzuweisen. Er hat keine Erscheinung
von Engeln gehabt und auch keinen Stern, der ihm geleuchtet hätte.
Irgendwie verlegen schaut er auf diese merkwürdigen Gestalten: Ausländer vielleicht, oder Hirten, Leute jedenfalls, denen man nicht unbedingt über den Weg trauen sollte.
Manche fühlen sich wie Josef: nicht nur im Hintergrund, sondern sogar ins Abseits gestellt. Nach erfolgloser Herbergssuche: kein Platz für dich. Menschen fühlen sich „von denen da oben“ im Stich gelassen. Manche spüren eine ungeheure Wut auf eine offene, multikulturelle Gesellschaft. Und liberale Politiker und Kirchenleute.
Josef hätte allen Grund, verbittert zu werden. Aber eines macht er nicht: er läuft denen nicht nach, die Ausländer ausgrenzen.
Er macht sich nicht selbst zum Opfer der Politik. Er lächelt nicht, wenn er von einem Anschlag auf Andersdenkende hört. Und er klatscht nicht, wenn jemand schreit, dass andere Menschen entsorgt werden müssen…
Ein Patentrezept hatte er wohl auch nicht. Aber die Bibel und die Tradition berichten, dass Josef sich gekümmert hat: um das Kind und seine Mutter. Als das Leben des Kindes gefährdet war, hat er die Flucht organisiert und man kann sich vorstellen, dass er alles getan hat, um es Mutter und Kind erträglich zu machen. Vielleicht hat er gespürt, dass dies sein Platz war. Nicht im Vordergrund, aber mit einer unglaublichen Würde, die nur die Liebe schenkt.
Pfr. Ansgar Schmidt